Walter Malzkorn, geboren am 27.Dezember 1930 in Düsseldorf, lebt nicht mehr.
Er wurde als junger Mann Facharbeiter bei “Klöckner Werke”, einem Betrieb der Düsseldorfer Drahtindustrie. Seit 1955 Mitglied der IG-Metall und zum Vertrauensmann gewählt, zwei Jahre später kam er in den Betriebsrat und wurde von 1962 bis 1973 dessen Vorsitzender. Schon 1966 wurde er Mitglied der Ortsverwaltung Düsseldorf und anschließend 1973 – was zu seiner gewerkschaftlichen Karriere führte – zum Sekretär der IG-Metall Köln berufen.
Hier, in der Betreuung der Ehrenlelder Klein- und MitteIbetriebe des Kölner Westens verstand Walter seinen gewerkschaftlichen Arbeitsauftrag von Anbeginn – neben der Steigerung des Einflusses der IG-Metall – in der Entwicklung eines aktiven Funktionärskörpers, der in der Lage war, die oppositionellen Metaller der damaligen 3 Großbetriebe – F&G, Ford und KHD – in ihrer konsequenten Gewerkschaftspolitik zu bestärken. Aber Walter war zu mehr fähig.
1976 wurde er – nach vorangegangenem innergewerkschaftlichem Konflikt, der eigentlich der Hemmung einer alternativen und konsequenten Gewerkschaftspolitik dienen sollte – deren 1. Bevollmächtigter. Auch in der traditionsreichen Betriebsgruppe F&G (Felten & Guilleaume, Kabelwerk in Mülheim) verfolgten wir die Auseinandersetzung – waren von ihr sogar betroffen.
Als wir ihm aufgrund unserer betrieblichen Funktionen in Betriebsrat, Jugendvertretung und als Vertrauensleute in den siebziger Jahren begegeneten, spürten wir schnell, zwei für die weitere Arbeit förderliche Übereinstimmungen. Zum Einen die gemeinsame Herkunft aus der Kabel- und Drahtindustrie, und zum Anderen die Auffassung über eine konsequente betriebliche Interressenvertretung.
Selbst seine Wahl zum ehrenamtlichen Vorstandsmitglied der IG-Metall auf dem Münchner Gewerkschaftstag von 1983 ließ sich nicht verhindern. Zu groß war sein Ansehen an der Basis!
Walter legte 1988 sein Mandat als Erster Bevollmächtigter nieder und ging – rein arbeitsrechtlich betrachtet – in den Vorruhestand: Und betätigte sich weiter:
Walter regte einen außerbetrieblichen Gesprächskreis fortschrittlicher Gewerkschafter an, der sich regelmässig im Bürgerzentrum Ehrenfeld versammelte.
In den 80er Jahren, so erinnere ich mich, beteiligte er sich – oder initiierte sogar – Stadtteilkomitees für Frieden1, und konnte dabei auch schon einmal deutlich werden. Während einer in der Mülheimer Friedenskirche stattfindenden Versammlung ging es ihm zu “lasch” zu:
“Er kann fahren wie ein Rüpel, wenn aber die Friedenstaube auf der Heckscheibe seines PKW klebt, entschuldigt das alles”, war eine seiner Aussagen. Oder:
Der runde blaue/weisse Aufkleber der Friedensbewegung mit der Taube war ihm zu aussagelos. Es sollte schon die vom KoFAZ, des “Komitee für Frieden-Abrüstung und Zusammenarbeit” sein. Mit eben diesen, kreisförmig um die Friedenstaube angeordneten Wörtern.
Seine Teilnahme an Demonstrationen, z.B. bei Ostermärschen, gegen TTIP und Ceta oder zum Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, war immer selbst eine Demonstration: Nie war er ohne ein Pappschild mit einer entsprechenden politischen Aussage zu sehen.
Seit vielen Jahren war er Mitglied der VVN-BdA und der DKP.
Am 24.November 2020 trat sein endgültiger Ruhestand ein.
Die Arbeiterbewegung verlor einen ihrer konsequenten Vertreter.
Achim Lebrun
1Oder waren es “Gewerkschafter für den Frieden”?