Niemals vergessen – Keupstraße mahnt

(Fotos: DKP Köln-Kalk)

Am 09.06.2020 versammelten sich rund 800 Menschen, um an den feigen Nagelbombenanschlags des NSU vor sechzehn Jahren zu erinnern. Damals hatten Mitglieder des NSU eine Nagelbombe in der Keupstraße zur Explosion gebracht. Die Bombe richtete großen Schaden an, zum Glück wurde kein Mensch getötet, aber viele verletzt. Die größten Wunden richteten aber die Deutschen Behörden aus. So berichtete ein Betroffener, dass er mit seiner Trommelfellverletzung lange nicht zum Arzt gegangen sei, weil er angst hatte von der Polizei als Verursacher beschuldigt zu werden. Denn die Ermittlungsbehörde teilte den Opfern des Anschlags schon kurz nach der Tat mit, dass man sie für die Täter hielt. Menschen die als Zeugen zur Polizei gegangen waren, wurden nun zu Tätern gemacht. Ein Redner erzählte, dass die Polizei einem Bekannten gesagt hat: „Ihr wisst es und wir wissen es. Ihr wart das. Irgendein Islamischer Hintergrund, die PKK oder Schutzgeld.“. Otto Schily, damals Innenminister, sagte offiziell, dass man keinerlei Hinweise auf einen rechtsextremistischen Hintergrund hat.

Heute wissen wir, dass der Minister gelogen hat. Zur Rechenschaft wurde er nicht gezogen.

Obwohl der Verfassungsschutz sehr genaues Wissen über die Tat und seinen faschistischen Hintergrund hatte, wurden weiter die Bewohner der Keupstraße kriminalisiert. Erst nach der Selbstenttarnung des NSU 2011 kam ansatzweise die Wahrheit ans Licht. Seitdem kämpfen die Opfer des NSU Rassismus und des staatlichen Rassismus für Wiedergutmachung. Der NSU-Prozess hat dabei mehr verschleiert, als offengelegt. Auch dies wurde in den Redebeiträgen am Montagabend deutlich.

Als wäre diese Geschichte nicht schon schlimm genug, so gibt es bis heute kein Mahnmal für die Opfer. Der Investor, dem das Grundstück gehört auf dem ein Mahnmal gebaut werden soll, hat offen zugegeben, dass ihn ein Denkmal nicht interessiert, da es keinen Gewinn einbringt. Forderungen, dass die Stadt das Grundstück kaufen soll, wurden lange ignoriert. Am Montag dann die Erklärung der Oberbürgermeisterin, dass die Stadt das Grundstück erwerben will für das Mahnmal. Die Betroffenen nahmen diese Nachricht erfreut auf, aber bis das Denkmal steht sind sie skeptisch. Zu oft wurden sie von Behörden und Offiziellen belogen.

Aus diesem Grund wurde die Gedenkveranstaltung auch zu einer kämpferischen Demonstration gegen einen Staat und seine Polizei, die Rassismus dulden oder sogar fördern. Besonders groß war der Zuspruch zu der Forderung, dass der Verfassungsschutz endlich aufgelöst werden muss.

Neben den Betroffenen und Angehörigen, waren auch Aktivisten aus Hanau, die erste stellvertretende Oberbürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und Meral Sahin von der IG Keupstraße auf der Bühne. Kutlu Yurtseven führte durch das Programm und lockerte die Stimmung mit politischem Rap auf. Am Ende führten Schauspieler des Schauspielhauses ein antirassistisches Werk auf, dass leider unter dem aufkommenden Regen litt. Dennoch war es eine kämpferische und bitter nötige Veranstaltung in einer Zeit, in der Rassismus wieder „normal“ wird. Auch deshalb zeigte sich die Versammlung solidarisch mit George Floyd und allen Opfern rassistischer Gewalt.

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